Chaos Tours: Wie die kirgisischen Nomaden dem rauen Leben im wilden Wakhan-Korridor trotzen

Chaos Tours: Wie die kirgisischen Nomaden dem rauen Leben im wilden Wakhan-Korridor trotzen

Der Kontrast zwischen dem strahlend leuchtenden Rot der Kleidung der kirgisischen Nomadenfrauen und ihrem harten Alltag könnte nicht grösser sein. Lange lebten sie abgeschieden auf dem Hochplateau am Chaqmaqtin See im äussersten Zipfel von Afghanistan. Nun führt eine Strasse zu ihnen. Dies macht ihr Leben nicht unbedingt leichter.

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Rot ist das Erste, das mir vor meinem inneren Auge auftaucht, wenn ich an die kirgisischen Nomaden im afghanischen Wakhan Korridor denke. Rot ist die Farbe der kirgisischen Frauen. Rot sind ihre mit Ornamenten bedruckten knöchellangen Kleider. Rot sind ihre mit Knöpfen bestickten und Schmuck aller Art behangenen Westen. Rot sind die wehenden Kopftücher ihrer unverheirateten Töchter, die sie über zylindrischen Hauben tragen. Mit der Heirat werden die Kopftücher jedoch weiss. Männer tragen lediglich die Tubeteika, eine runde, mit farbigen Mustern bestickte Kappe und gegen die Kälte einen hellbraunen Tschapan (traditioneller Mantel). Rot ist auch die dominante Farbe im Inneren der Jurten: Teppiche, zusammengelegte Decken, Kissen, Kleiderkisten, Wandbehänge und Deckenverkleidungen, fast alles ist rot.

Unsere Begeisterung für diese einzigartige Kultur wurde durch den grossartigen Bildband „Pamir“ von Matthieu & Mareile Paley aus dem Jahr 2012 geweckt. 


Unsere Faszination für Nomaden hat uns in den letzten zwanzig Jahren zu den verschiedensten Stämmen in Sibirien, Asien und Afrika reisen lassen.

 

Aber Afghanistan schien uns in all den Jahren zu riskant. Mit der neuerlichen Machtübernahme der Taliban 2021 kehrte Ruhe und Stabilität in Afghanistan ein (siehe Kasten) und machte das Land für Touristen wieder bereisbar. Ein Jahr zuvor wurde die Strasse im Wakhan Korridor bis zum Chaqmaqtin See fertiggestellt. Bis dahin benötigte man von Sarhad e Brohil, dem letzten Dorf im Wakhan, vier Tage zu Fuss, um die Kirgisen auf dem Hochplateau von über 4000 Metern zu erreichen. Jetzt ist es lediglich eine Tagesetappe. Wenn die Flüsse nicht allzu sehr über die Ufer treten, ist die Piste in einem Geländewagen angenehmer zu befahren, als die meisten Strassen in Afghanistan. Aber auch mit der neuen Strasse braucht man von Kabul 5-6 Tage, Bewilligungen von drei verschiedenen Amtsstellen und Geduld mit den gründlichen, aber zu uns stets korrekten Kontrollposten der Taliban.

 

Geografie und Geschichte des Wakhan Korridors

Auf der Landkarte sieht der rund 350 km lange Wakhan Korridor aus wie der gestreckte Daumen der linken zur Faust geballten Hand oder wie ein Blinddarm entlang des Wakhan Flusses. Er war das Ergebnis des sogenannten „Great Game“ im 19. Jahrhundert, als sowohl das britische Empire wie auch das russische Zarenreich um Einfluss in Zentralasien kämpften und miteinander einen kalten Krieg führten. Die beiden Mächte schufen ihn als Pufferzone durch eine Reihe von Verträgen zwischen 1873 und 1895. Sie schlugen ihn dem (bis heute) unabhängigen Afghanistan zu, um zu verhindern, dass das zaristische Russland und das britische Empire eine gemeinsame Grenze haben.

Von den kriegerischen Auseinandersetzungen der letzten fünfzig Jahre blieb der Wakhan Korridor dank seiner „Blinddarmlage“ weitgehend verschont.

In früheren Jahrhunderten war das Gebiet Teil der Seidenstrasse, die China mit dem Westen verband, und damit Route von Armeen, Entdeckern und Missionaren. Marco Polo durchquerte es Ende des 13. Jahrhunderts.

Gegenwärtig möchte China im Rahmen seines «Neuen Seidenstrasse Projektes» eine Strasse durch den Wakhan Korridor bauen – auf eigene Kosten. Allerdings würden Bodenschätze, auf die sie beim Bau stossen, China gehören. Die Taliban lehnten dankend ab und bauen die Strasse nun selbst.

Aktuell sind im Wakhan alle Grenzübertritte (auch der bei Ishkashim nach Tadschikistan) und Pässe geschlossen und werden von den Taliban gut überwacht. Der grenznahe Warenverkehr und Schmuggel sind damit unterbunden.

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Das Camp der Kirgisen liegt windgeschützt am Fusse eines Hügels in unmittelbarer Nähe eines reissenden Baches. Es besteht aus drei einfachen Steinhäusern, fünf Jurten und am Rande zwei Gästezelten. Eimatambeg, der Clan-Chef weist uns eines zu. Das eigene Zelt dürfen wir nicht aufstellen, die Nomaden wollen sicherstellen, dass auch sie etwas von unserem Besuch profitieren. Schnell wird uns klar, dass auch das Fotografieren nicht gratis ist. Holger einigt sich mit Eimatambeg auf 1000 Afghani (ca. USD 15) für jede der vier Familien. Aber auch dann lassen sich die Frauen nur ungern fotografieren. Das sei früher anders gewesen, erklärt uns Eimatambeg. Heute hätten alle Angst vor den Taliban.

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Die Stimmung entspannt sich, als wir Eimatambeg bitten, für uns eine Ziege zu schlachten. Dies bringt weiteres Bargeld. Für die kirgisischen Nomaden ist ein Schaf immer noch die Grundeinheit ihrer Währung: 

Ein Mobiltelefon kostet ein Schaf. Ein Yak kostet etwa 10 Schafe und ein gutes Pferd 50. Der gängige Preis für eine Braut beträgt 100. 

Mit der Fertigstellung der Strasse wird Bargeld jedoch immer wichtiger. Sie benötigen es für das Benzin ihrer Motorräder, für die vereinzelt anzutreffenden Autos und um die Waren zu bezahlen, die die Händler aus dem unteren Wakhan in ihren Lieferwagen mehrmals die Woche anbieten. Gerade – es ist Mitte September – sind Äpfel angesagt.

Während Eimatambeg noch damit beschäftigt ist, das geschlachtete Tier auszunehmen und zu zerlegen, sendet die Sonne ihre letzten Strahlen über den Hügel, und die Tiere kehren von der Weide zurück: zuerst die Yak-Kälber von Süden, dann durchqueren die erwachsenen Yaks den Bach von Osten und zuletzt kommen die Schafe und Ziegen den Hügel von Westen herunter. Die Kälber werden in Reih und Glied angebunden und Ziegen und Schafe in ein Steinpferch getrieben. Dann beginnen die Frauen mit dem Melken der Yaks, indem sie jedes der Kälber einzeln ihren Müttern zuführen, sie kurz trinken lassen und dann ein paar Liter melken. Morgens, bevor die Tiere wieder auf die Weide gehen, wiederholt sich der Vorgang.

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In der Jurte kochen die Frauen die Milch auf, um sie dann zu Butter, Joghurt und „Kurut”, einem steinharten Trockenquark, zu verarbeiten. Die Butter füllen sie in Schafsmägen. So hält sie über Monate. Kurut ist vor allem im Winter beliebt, wenn die Tiere keine Milch geben.

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Den Frauen bleibt nur wenig Zeit, sich miteinander auszutauschen. Sie sind ständig beschäftigt mit der Betreuung der Kinder, der Versorgung der Tiere, dem Kochen, mit Wasser aus dem Bach holen, Kleider waschen und nähen oder Dung einsammeln und zum Trocknen aufschichten. Die Mädchen werden bereits früh in diese Aufgaben miteinbezogen, nur die jüngsten können wir beim Spielen beobachten.

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Eines der Häuser im Camp dient als Schule für die Kinder aller umliegenden Camps. Es seien dies aktuell 25 Kinder, erklärt uns der junge, aus Kunduz stammende Lehrer. Heute seien aber nur sechs gekommen.

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Wir fragen Eimatambeg, wieviel Kirgisen hier auf der Hochebene rund um den Chaqmaqtin See leben? Genau wisse er das nicht, aber er schätze, um die tausend. Dass so viele Kirgisen, fern ihres Heimatlands, abgeschieden in dieser unwirtlichen Umgebung leben, wo die Temperatur an 340 Tagen im Jahr unter den Gefrierpunkt fällt, der Wind über die Ebene bläst und selbst Gras Mühe hat zu wachsen, hat seinen Ursprung im 18. Jahrhundert. Damals begannen die Kirgisen, die Täler des „Kleinen Pamir“ als Sommerweideland zu nutzen. Wenn der Winter kam, zogen sie in wärmere Gebiete. Während der Russischen Revolution 1917 war der Wakhan Korridor Zufluchtsort für die Kirgisen. Mit der Errichtung der Sowjetunion blieben die Grenzen bis 1950 geschlossen. Die Kirgisen wurden dadurch „automatisch zu afghanischen Staatsbürgern“ und konnten mit ihrer Herde nur noch innerhalb des Wakhan Korridors migrieren. Als 1978 die kommunistische Regierung Afghanistans eingesetzt wurde, flohen einige von ihnen nach Pakistan, kehrten zum Teil bald darauf wieder zurück oder liessen sich in der Osttürkei nieder. Jetzt haben die Taliban neuerdings die Grenzen im Wakhan geschlossen.

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Afghanistan unter den Taliban

Seit der Machtübernahme der Taliban (von 1996 bis 2001 und erneut seit 2021) steht Afghanistan unter einer fundamentalistisch islamistisch begründeten Herrschaft, die das Leben der Menschen bis in den Alltag hinein bestimmt. Besonders Frauen trifft das Regime mit voller Härte: Sie dürfen kaum noch einem Beruf nachgehen, weiterführende Schulen und Universitäten sind für sie geschlossen, und selbst der Gang ins Freie ist vielerorts nur eingeschränkt erlaubt. Was als Stabilität verkauft wird, ist für viele ein Leben in Unsichtbarkeit und Stillstand.

Auch wirtschaftlich steckt das Land in einer tiefen Krise. Internationale Sanktionen, eingefrorene Hilfsgelder und der Rückzug ausländischer Organisationen haben Afghanistan in die Isolation getrieben. Armut, Arbeitslosigkeit und Hunger nehmen zu, und das Gesundheitssystem steht am Rande des Zusammenbruchs. Es mangelt an qualifiziertem Personal und Medikamenten. Ärztinnen und Hebammen gibt es fast keine mehr und Frauen dürfen nicht von Männern behandelt werden. Die Müttersterblichkeit ist eine der höchsten weltweit.

Trotz dieser desolaten Zustände hat sich eines verändert: Nach Jahrzehnten des Krieges herrscht in weiten Teilen des Landes relative Ruhe. Die Taliban kontrollieren nahezu alle Provinzen, grossflächige Kämpfe sind selten geworden. Viele Menschen empfinden die Abwesenheit offener Gewalt als Erleichterung – doch dieser „Frieden“ hat einen hohen Preis. Er gründet nicht auf Freiheit oder Gerechtigkeit, sondern auf Angst, Kontrolle und dem Schweigen derer, die keine Stimme mehr haben.

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Im April 2023 erliessen die Taliban ein Dekret, das Herstellung, Handel und Konsum aller Arten von Drogen – namentlich von Opium – in ganz Afghanistan verbietet. Dies traf auch die Kirgisen. Mangels jeglicher ärztlicher Versorgung war Opium lange das einzige potente Arzneimittel, das ihnen zur Verfügung stand. In der Folge war Opiumabhängigkeit unter den Kirgisen weit verbreitet. Mit der Eröffnung der Strasse hat sich die Situation kaum verbessert. Das nächste Krankenhaus in Faizabad ist vier Tage entfernt, für jeden Notfall zu weit. Die Kirgisen haben deshalb eine der weltweit höchsten Sterblichkeitsraten. Besonders betroffen sind Frauen und Kleinkinder.

Die neue Strasse hat nicht nur Verbesserungen, sondern auch neue Risiken und Leiden gebracht. So wird Holger als Arzt zu zwei Männern gerufen, die beide vor Monaten auf ihren Motorrädern einen Unfall erlitten hatten. Der eine hatte sich eine Mittelfussfraktur zugezogen. Die Ärzte in Faizabad hatten eine chirurgische Fixierung empfohlen, die für den Nomaden jedoch zu teuer war. Zurück im Wakhan hat er den Fuss zu früh belastet und leidet nun an einer schmerzhaften Pseudarthrose. Der andere, ein noch junger Mann, zog sich ein Schleudertrauma zu – die Computertomographie in Faizabad zeigte keinerlei Verletzungen – und liegt seither schwer depressiv im Bett.

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Solange es die Strasse nicht gab, blieben die Kirgisen von den politischen Wirren des Landes unbehelligt. Selbst das Mobiltelefon funktioniert hier oben nicht. Dass die Angst vor den Taliban real ist, wird deutlich, als ein Pick-up mit acht Taliban ins Camp einfährt. Es entsteht sofort Unruhe und Hektik, die auch uns erfasst. Eimatambeg lässt uns mitteilen, dass wir sofort das Besucherzelt zu räumen hätten. Die Taliban lassen sich von den Nomaden mit frischem Fleisch bewirten und ziehen es vor, im Haus von Eimatambeg zu nächtigen. Am nächsten Vormittag fahren sie wieder davon. Den Zweck ihres Besuches haben wir nicht erfahren.

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Kaum sind die Taliban verschwunden, beginnen die Männer – jung und alt – vor den Jurten „Ordo“ zu spielen. Ordo ist ein traditionelles kirgisisches Knöchelspiel, das den Kampf um die Eroberung des Hauptquartiers des Khans symbolisiert. Die Spieler versuchen mittels eines grossen Yakfussknöchels sechs kleinere Schafsknöchel – als letzten den Khan-Knöchel – aus einem Kreis von vier Metern zu spicken. Dies ist die Zeit für die Frauen, sich ungestört in einer der Jurten auf einen Schwatz zu treffen. Die Stimmung im Camp ist wieder entspannt.

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Wir möchten noch weitere Camps besuchen. Das nächstgelegene ist mit dem Auto eine Stunde entfernt. Unterwegs begegnen wir in der weitläufigen, sonst sehr einsamen Hochebene fünf Nomaden, die mit ihren Tieren am Migrieren sind. Vier von ihnen sind auf dem Pferd zusammen mit den Yaks unterwegs. Die Jurte und der Hausrat sind auf sechs Yaks verteilt. Der fünfte Nomade kommt zu Fuss mit den Schafen und Ziegen nach. Das zweite Camp besteht nur aus zwei Häusern und zwei Jurten. Wir haben den Nomaden Mehl, Salz, Zucker, Äpfel und Honig mitgebracht. Der Empfang ist deswegen nicht freundlicher. 

Von der Weiterfahrt Richtung See, rät unser Fahrer ab. Das Gelände werde immer sumpfiger. Zudem macht Holger die Höhe zunehmend zu schaffen. Sein Gesicht ist schon ganz verschwollen. Hier ein Lungenödem zu entwickeln, wie der Australier, den Holger zwei Tage zuvor zurück nach Sarhad e Brohil geschickt hatte, scheint uns doch zu riskant. Traurig treten wir die Rückfahrt an. Traurig, weil die Lebensumstände hier oben so unglaublich hart sind und traurig, weil wir nicht über genügend Zeit verfügten, um besser in die Kultur dieses bewundernswerten Volkes einzutauchen.

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Afghanistan Reise-Tipps

Soll man nach Afghanistan reisen? 

In den Reisehinweisen der Regierungen praktisch aller westlichen Länder wird von Reisen nach Afghanistan abgeraten, da die Situation nach wie vor volatil sei. Die Taliban haben seit Ihrer neuerlichen Machtübernahme 2021 das Land mittlerweile fast vollständig unter ihre Kontrolle gebracht und damit inneren Frieden und Stabilität geschaffen. In Ihrem Bestreben, auch im Ausland Anerkennung zu finden, zeigen sie sich sehr interessiert, dass Touristen in ihr Land kommen und sich dort sicher fühlen. Die Schweizer DEZA ist seit März 2025 wieder mit einem Büro in Afghanistan präsent, was ebenfalls für eine Entspannung der Lage spricht. 

Wer sich erhofft, ein Afghanistan anzutreffen, wie es die Reisenden vor den Kriegen in den 60er- und 70er-Jahren erlebt haben, wird enttäuscht sein. Die Städte sind heute modern, arm und hässlich. Nur auf dem Land begegnet man dem alten Charme. Wer die umliegenden Länder noch nicht bereist hat, sollte es vielleicht erst dort probieren.

Anreise:

Mit dem Flugzeug nach Kabul oder nach Islamabad (günstiger, aber zeitaufwendiger) oder auf dem Landweg von Pakistan, Tadschikistan oder Usbekistan (vorher unbedingt abklären, ob Grenzübergang offen ist, der in Ishkashim z. B. ist aktuell geschlossen). Wir reisten auf dem Landweg von Pakistan nach Afghanistan. Der Grenzübertritt ist ausschliesslich zu Fuss möglich, was für Touristen „nur“ ca. 3 Stunden in Anspruch nimmt. Die Tausende von afghanischen Flüchtlingen, welche von Pakistan ausgewiesen wurden, müssen – beladen mit Sack und Pack – in der Hitze, Staub und Viehgattern deutlich mehr Zeit einrechnen. 

Einreise: 

Alle ausländischen Reisenden benötigen ein gültiges Visum, bevor sie Afghanistan betreten — dieses muss vorab bei einer Botschaft oder einem Konsulat beantragt und ausgestellt werden. Wir haben das Visum innerhalb eines halben Tages auf der afghanischen Botschaft in Islamabad erhalten, viel schneller und günstiger als in der Schweiz. 

Als Frau in Afghanistan reisen:

So schwierig die Situation für die afghanischen Frauen ist, so unkompliziert ist sie für Touristinnen. Es gilt lediglich zu beachten, dass Kopf, Arme und Beine bedeckt sind. Ein Kopftuch langt, aber die meisten Touristinnen (gleiches gilt auch für die Männer) fühlen sich in lokalen Kleidern wohler, die es für wenige Dollars zu kaufen gibt. In den Restaurants muss man als Touristin nicht zwingend im Familienabteil sitzen (unsere Weigerung wurde stets stillschweigend akzeptiert). Wir haben auch alleinreisende Frauen getroffen, allerdings nur in Begleitung eines lokalen Guides. Bei der Begrüssung sollten Frauen auf Handshake verzichten, ausser der Mann streckt zuerst die Hand entgegen. Ansonsten die rechte Hand auf das Herz halten verbunden mit einer leichten Verbeugung. Dies gilt auch für Männer.

Klima & Reisezeit:

Afghanistan hat ein kontinentales Klima mit heissen, trockenen Sommern (mit Temperaturen über 35°C) und sehr kalten Wintern. Wer in den Wakhan Korridor reisen will, sollte nicht vor Mitte August reisen, erst dann sinken die Wasserspiegel der Flüsse und die Strassen werden meist durchgehend passierbar.

Unterwegs:

Das grösste Risiko in Afghanistan ist das Autofahren: die Strassen sind meist schlecht und der Fahrstil der Afghanen ist halsbrecherisch. Abgesehen davon haben wir uns überall sicher und korrekt behandelt gefühlt. Dies gilt ganz besonders für die zahlreichen Check Points der Taliban und für den Kontakt mit Behörden. Hotels mit westlichen Standards sind selbst in Kabul rar, aber insgesamt erschwinglich. Das Essen ist schmackhaft, bietet aber wenig Abwechslung und kulinarische Höhenflüge darf man nicht erwarten. 

Internet:

Es gibt drei grössere Anbieter, deren Netz regional unterschiedlich gut ausgebaut ist. Idealerweise besorgt man sich drei Sim-Karten (sehr zeitaufwendig). Der Empfang ist dennoch vielerorts schlecht bis inexistent.

Gesundheit: 

Gesundheitsversorgung ist nur in den grösseren Städten gewährleistet. Das Risiko der Höhenkrankheit besteht nur im oberen Teil des Wakhan Korridors. Die Hygiene ist allgemein schlechter als in den umliegenden Ländern. Verdauungsprobleme muss man in Kauf nehmen. Joghurt gibt es überall und beruhigt den gestressten Magen.

Sprache: 

Afghanistan ist ein Multi-Ethnien-Staat. Die offiziellen Staatssprachen sind Dari („afghanisches Persisch“) und Paschto. Englisch ist wenig verbreitet und der Einsatz von Google Translater abhängig vom unsicheren Internetempfang.

Reiseanbieter: 

Bei den „Mainstream”-Reiseveranstaltern im deutschsprachigen Raum sucht man noch vergeblich nach Angeboten. Dies wird erst ändern, wenn sich die Reisewarnungen entsprechend angepasst werden. Es gibt aber mittlerweile eine ganze Reihe von afghanischen Agenturen, die Individual- und Gruppenreisen in Afghanistan im Internet oder auf Social Media anbieten. Wir haben sehr gute Erfahrungen gemacht mit Malik Darya ([email protected]) von „Let’s Travel to Afghanistan“.

Text: Sylvia Furrer l Fotos: Holger Hoffmann

Folge Sylvia und Holger auf www.chaostours.ch und www.instagram.com/chaostours.ch

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